irritus
Fast sieben Stunden hat die OP gedauert.
Zwei Tage darauf besucht mich der Operateur und ist immer noch sichtlich gefrustet. Bestimmt 500 mal hat er nach eigenem Bekunden schon Operationen an der menschlichen Leber durchgeführt. Aber sowas ist ihm noch nie untergekommen.
Selbst die genaueste Untersuchungsmethode hat keine Metastasen finden können. Sie sind immer noch da, aber sind weder sichtbar, noch tastbar oder lassen sich gar detektieren. Dabei hat eine MRT-Untersuchung vier Tage vor der OP aber alle fünf deutlich gezeigt.
Damit ist eine Heilung durch entfernen der Metastasen unmöglich. Die Tumorkonferenz wird die weiteren Schritte abstimmen.
Dieses Gremium beschließt, dass ich mich wieder einer Chemotherapie unterziehen soll und nach zwei Monaten noch mal eine Untersuchung im MRT angesetzt wird.
Neun Tage nach der OP wird mir der letzte Katheter gezogen. Immer noch schwer atmend ob der Prozedur, sagt der behandelnde Arzt im Wochenddienst zu mir, was soll's, seien Sie doch froh, dass sie keine Metastasen mehr haben.
Mit großen Augen schaue ich ihn an und vergesse weiter zu stöhnen.
Sie verwechseln mich ...
Nein
erwidert er, er wisse schon mit wem er spräche. Er hat auch an der Tumorkonferenz teilgenommen.
Warum ich dann noch eine weitere Chemo brauche frage ich ihn.
Ach, die wollen nur sicherheitshalber was hinterherschiessen.

Der Stationsarzt, den ich mit den unterschiedlichen Aussagen konfrontierte, wirkt hilflos.
Wir wissen nicht, ob die Metastasen noch da sind oder nicht. Sie sind ein ganz besonderer Fall. Ich würde ihn gerne einmal auf einem Ärztekongress vorstellen.

Soll er machen.

Nur schlauer werd ich dadurch auch nicht. Das Spektrum hat sich nur vergrößert. Auf der einen Seite ist eine Heilung ausgeschlossen, da diese Metastasen inoperabel sind, auf der anderen Seite sind sie bereits tot.
Und einmal mehr bleibe ich ratlos zurück und weiss diesmal nicht mal, ob ich mich grämen oder freuen soll ...

Bleibt die Frage, warum ich nicht verrückt werde.
Wahrscheinlich bin ich es schon.

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conma, Freitag, 26. September 2014, 16:18
Oh, hoffentlich wissen die Ärzte, was sie tun.
Eine Zweitmeinung erscheint mir hier schwierig.
Hoffentlich sind's wirklich keine (verborgenen) Metastasen.
Ich wünsche alles Gute.