Ab|spann
Vor Jahren hast Du mich auf eure Bühne geholt und mich eingeladen mitzumachen.

Woran ich mich noch gut erinnere, war Deine Prognose, dass mein Engagement eh nur fünf Jahre dauern würde, so wäre das nun mal an Deiner Seite. Später konntest Du es gar nicht leiden wenn ich darauf angesprochen habe. Aber im Grunde genommen haben wir nicht einmal das geschafft.

Die Rollen waren nicht gleich verteilt. Können sie auch gar nicht in dieser Konstellation. Nur habe ich mich immer mehr als Statist gefühlt. Du warst unglücklich, dass ich nicht damit leben wollte, und der dritte Akteur akzeptierte mich nur als Lakai.
Begehrte ich auf und beanspruchte mein Drittel schloss sich eure Allianz gegen mich.

Nicht einmal böse war ich euch darum, konnte das aus eurer Vergangenheit heraus sogar verstehen. Nur Leben konnte und wollte ich nicht damit.

So habe ich vor über zwei Jahren eure Bühne verlassen und im Zuschauerraum Platz genommen.

Unter Tränen der Bitterkeit hast du mir daraufhin die schönste Liebeserklärung, die ich je bekommen sollte, gemacht. Und obwohl ich keine schönere bekommen werde, auch mir schmeckte sie sehr bitter.

Du hast nicht verstanden, dass ich so nicht mit Dir lieben und leben wollte. Wolltest, dass ich Dich liebe damit es sich ändert. Ich wollte, dass es sich ändert, damit ich Dich lieben könnte.
Die Hoffnung, dass der Junior sich irgendwann besann und mich neben sich lieber sah als gegenüber, erfüllte sich nicht.
Trotzdem war diese Zeit nicht die schlechteste. Mit guten Statistenrollen; und manchmal auch als Mäzen. Aber erfüllt. Das war eine gute Zeit.

Jetzt habt ihr beiden einen neuen Mitspieler.
Und ich das Theater verlassen.
Unter Tränen. Wie es Dir gefallen hätte, hättest Du es erfahren.
Gehobenen Hauptes. Was Dir nicht schmeckt.

Ich will nicht wissen, ob er die Rolle bekommt, die ich gerne mit Leben gefüllt hätte. Noch ist er Statist – und weiss es nicht.
Vielleicht kommt ja die Mutter zur Vernunft.
Vielleicht auch der Junior.

Aber Chicca, ruf mich nicht wieder im Büro an, wenn Du bei ihm bist, und frag mich, wie’s mir geht!

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lac, Dienstag, 18. März 2008, 16:02
öd und traurig, so verlassen
warmes von aussen erreicht diesen zustand nicht
mr. wise guy hat einen eiszapfen in sich
und nein ich sag nicht "er wird auch wieder schmelzen"
anders anfühlen, vielleicht

meinen kopf hab ich (auch) versucht oben zu halten
ziemlich anstrengend
aber es zählt.

jammernich, Dienstag, 18. März 2008, 16:41
Oh, das nimmt einen mit.
Aber manchmal ist es eben schwer zu einem fertigen Ensemble dazuzustoßen. Insbesondere wenn einer der vorhandenen Mitspieler nicht akzeptieren möchte, dass man Teil des Stücks wird.
Ich drücke Ihnen die Daumen, dass Sie ein anderes Stück auf einer anderen Bühne finden, auf der Sie ein gemeinsames Stück aufführen können mit einem anderen Partner.

rosey, Mittwoch, 19. März 2008, 15:33
Natürlich lese ich hier mit Bedauern, dass diese Beziehung nicht funktioniert hat.

Ich lese aber auch, dass Sie sich nicht die Zeit genommen haben, die Sie gehabt hätten - die fünf Jahre, die möglicherweise von Madame Chicca etwas ironisch gemeint waren, möglicherweise meinte sie, dass Sie die Flinte nicht gleich ins Korn werfen sollen, wenn es sehr schwierig wird.

Und mich stört, dass Sie sich selbst nicht die Chance gegeben haben, aus der Statistenrolle zur Hauptrolle zu avancieren.

Mich stört, dass Sie sonstewo den Fehler suchen, ihn aber nicht bei sich selbst finden.

Natürlich sind wir alle Kinder der Umstände und eben davon beeinflußt, aber Kindererziehung und echte Freundschaft ist auch keine Sache für ONS oder Lebensabschnitte, sondern für lange Zeit, für immer, wie ich meine.

Ich höre schon, wie Sie jetzt wieder tippen, ach, Röslein, Sie wissen mal wieder nix von allem...

Doch, ich weiß, dass man Dingen Zeit geben muß zu reifen und dass man auch mit den Hörnern eines Widders nicht durch jede Wand muß. Es gibt mitunter offene Türen.

Sie hatten doch auch gute Zeiten, aber wohl nicht genug Zeit, die Sie sich selbst hätten geben können.

Ich habe von Menschen gehört und gelesen, die die Hinderisse extra hoch und schwierig machen, um zu sehen, was der andere drauf hat. Die Dame scheint ähnlich gelagert zu sein; einen weggelaufenen Kindsvater scheint sie j aschon gehabt zu haben.

wise guy, Mittwoch, 19. März 2008, 18:16
In diesem knappen Abriss sind einige der Dinge, die sie vermissen, nicht erwähnt, wohl aber geschehen.
Ich habe es mir nicht leicht gemacht.
Da würde sie mir nicht widersprechen.
Ich umgekehrt übrigens auch nicht.

Der Beitrag steht - wie die meisten meiner Einträge - am Ende von etwas. Mit dem Niederschreiben kann ich loslassen ... und manchmal Frieden finden.
Immer aber ist dies meine Sicht der Dinge. Alles weitere entzieht sich einer Bewertung.
Der Kindsvater ist ein Kapitel für sich, an dem ich nicht teilhabe. Daran würde ich sie nie messen wollen.
Und unser Zusammenleben war nicht von Messlatten geprägt.

Edit: Da bin ich wohl einem Irrtum unterlegen ...